Mordgier by Jonathan Kellerman

Mordgier by Jonathan Kellerman

Autor:Jonathan Kellerman
Die sprache: de
Format: mobi
Tags: Alex Delaware 23
veröffentlicht: 2012-01-17T23:00:00+00:00


18

Milo nahm eine Überprüfung der Namen Rory Cline und Michael Browning vor.

Cline war leicht - ein Fahrzeuginhaber dieses Namens im L.A. County. Ein Apartment in Studio City, keine Vorstrafen, Fahndungsersuchen oder Haftbefehle, ein elf Jahre alter Audi.

Sechzehn Michael Brownings. Als er die Suche auf die drei beschränkte, die im Valley wohnten, und die entsprechenden Berufsbezeichnungen zuordnete, entpuppte sich einer als Steuerberater: Michael J. Browning, Büro an der Lankershim in der Nähe der Universal Studios.

Ein ein Jahr alter Saab, wiederum keine Vorstrafen.

»Ein Poststellenbote und ein Zahlenzauberer«, sagte Milo. »Kein Grund, dass einer von beiden Autoknacker-Fähigkeiten entwickelt haben sollte, aber reden können wir ja trotzdem mit ihnen.«

*

Creative Representation and Promotion residierte in einer Festung aus Travertin und grünem Glas in der Nähe der Kreuzung Wilshire und Santa Monica. Im Innern gab es mehr von dem gleichen beigefarbenen Stein. Ein Wandgemälde mit steifen Menschen, die sich einen Film ansahen, beherrschte die dreistöckige, mit einem großen Dachfenster aus milchigem Glas versehene Eingangshalle, die ihren Zweck, Innen und Außen miteinander zu versöhnen, knapp verfehlte. Mussolini liebte Travertin, aber man hängte ihn auf, bevor er Rom umgestalten konnte.

Ein Rezeptionistenpaar in metallischen Hemden verbarg sich hinter einem hohen Empfangstresen und flüsterte in winzige Telefone, die von ihren Ohren herunterhingen. Ein massiger Schwarzer in einem schlechten Anzug stand neben ihnen.

Milo schritt zügig auf eins der Grauhemden zu und hielt ihm sein Abzeichen vor die Nase. Der Mann vom Sicherheitsdienst lächelte und verharrte an Ort und Stelle. Der Rezeptionist sprach weiter. Dem Klang nach zu urteilen ein Privatgespräch.

Milo wartete, schlug mit der flachen Hand auf den Tresen. Der Mann vom Sicherheitsdienst lächelte breiter, als der Rezeptionist zusammenfuhr.

»Einen Moment.« Ein plötzliches Lächeln, so aufrichtig wie Silikon. »Sind Sie wegen eines Meetings hier?«

»Wir sind hier, um mit Rory Cline zu sprechen.«

»Wer könnte das sein?«

»Er arbeitet in der Poststelle.«

»Die Poststelle nimmt keine Anrufe entgegen.«

»Diesen hier schon.«

»Nein-nein-nein. Die Öffnungszeiten sind -«

»Das ist irrelevant. Rufen Sie ihn her.«

Das Grauhemd wich zurück. Warf einen Blick auf den Mann vom Sicherheitsdienst. Sah einen breiten Rücken.

»Hören Sie, ich weiß nicht mal, wie man jemanden dort erreicht.«

»Dann wird’s Zeit, das herauszufinden«, sagte Milo.

*

Mehrere Telefonate, die in einem bestürzten Flüsterton vorgenommen wurden, und die hektische Wiederholung des Wortes »Polizei« waren erforderlich, bis Grauhemd sagte: »Er ist auf dem Weg, Sie können dort drüben warten.«

Wir stellten uns neben die braunen Sessel. Fünf Minuten später glitt eine Aufzugtür auf, und ein schmaler dunkelhaariger Mann mit runden Schultern schritt auf uns zu.

Rory Cline sah keine Minute jünger als vierzig aus, was durch seine hohlen Wangen noch betont wurde. Seine Stachelfrisur passte zu ihm wie Lippenstift zu einem Goldfisch. Sein weißes Hemd war zerknittert und schlaff wie ein benutztes Kleenex. Das Ende einer dünnen schwarzen Krawatte baumelte unterhalb der eng geschnürten Gürtellinie einer grauen Röhrenhose.

Er zeigte auf die Eingangstür, eilte an uns vorbei, verließ das Gebäude.

*

Wir fanden ihn in einer Entfernung von einem halben Häuserblock auf dem Linden Drive, die Hände in die Hosentaschen gesteckt, auf und ab schreitend.

»Mr. Cline?«

»Was tun Sie mir an? Jetzt wird jeder glauben, ich wäre ein Verbrecher!«

»In Ihrer Branche könnte das vielleicht karrierefördernd sein«, sagte Milo.



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